Sonntag, 20. Januar 2013

Back to life, back to reality

Hui, waren das Tage, mir dreht sich heute noch der Kopf! Und ich sag es euch lieber gleich: Das sind meine letzten 5 1/2 Wochen und in diesen 5 1/2 Wochen wird der Blog nicht an erster Stelle stehen. Jetzt wird nämlich nochmal gnadenlos ALLES mitgenommen, was es mitzunehmen gibt. 


Auf letzten Mittwoch allerdings hätte ich gut und gerne verzichten können. Da stand nämlich mal wieder eine WG-Diskussion an, die so dermaßen ausgeartet ist, dass sich am Ende alle angebrüllt haben und B. allen damit gedroht hatte, sie können am nächsten Morgen gerne ausziehen, wenn es ihnen nicht passt. Ich habe mich, wie gewohnt, mit äußerst bestürzter und erschrockener Miene an den Schrank gelehnt und das Geschehen beobachtet. Aber nur nach Außen hin: An den Schrank musste ich mich nämlich deshalb anlehnen, dass ich genügend Kraft habe, um nicht lauthals loszulachen. Es war noch nie so anstrengend, ein Lachen zu unterdrücken, die Situation war soooo schlecht, das sie einfach zu komisch war. "Du hast vor 1 1/2 Jahren das und das gemacht...." Mein Vorschlag, sich eher auf ne Lösung zu konzentrieren, statt alte Kamellen aufzuwärmen, wurde erstmal konsequent ignoriert. Dazu kam es dann erst ungefähr 2 Stunden später. Furchtbar, ich sags euch, aber andererseits: Nicht mehr lange mein Problem. Was mich aber eben immer wieder sprachlos werden lässt, ist B.'s Kritikunfähigkeit. Er führt Buch darüber, wer was wann falsch gemacht hat und liest das dann erst mal 45 Minuten lang vor. Wenn es danach auch nur irgendjemand wagt, ihm zu sagen, was er lassen könnte, tickt er total aus. N. hat ihn gebeten, uns etwas eher Bescheid zu sagen, wenn am Wochenende mal wieder Pat the Carpenter kommt, damit man sich darauf einrichten kann. Der Abend vorher ist einfach echt knapp. Das war der Auslöser. Dann gings los: Beschwerden, dass das Haus schon seit mehr als 2 Jahren eine ständige Baustelle ist und dass B. ständig irgendwas neues anschleppt, weil es gerade im Angebot war und es dann monatelang im Wohnungsflur, im Esszimmer, vorm Bad oder sonst wo lagert. Schließlich zahlen wir ja alle Miete an ihn und das nicht wenig. Naja, er wollte es partout nicht verstehen. Er ist ja der Ärmste und muss so viel arbeiten, wie kein anderer, und sich dann auch noch ums Haus kümmern, blablabla.... Wir haben ihm dann vorgeschlagen, dass er die Sachen ja in seinem Zimmer lagern könne und so kamen wir dann irgendwann zu dem Ergebnis, dass er in 5 Wochen alles weggeräumt haben muss. Andernfalls kümmern wir uns darum ;) Doch, in gewisser Weise war es amüsant. Aber die 3 Stunden hätte ich wirklich schöner verbringen können!
Am Donnerstag Nachmittag durfte ich dann wieder einmal ein Training halten. Irgendwie hören da immer mehr Leute zu und irgendwie stört michs immer weniger. Ich komm mir nur manchmal etwas "doof" vor, wenn ich mir überlege, wie ich es auf Deutsch sagen würde und was im Englischen dabei rauskommt. Also ich kann mich schon ausdrücken und mich versteht auch jeder, sonst würden sie mich das auch nicht immer wieder machen lassen, aber mir fallen eben auf Anhieb nicht immer gleich fünf unterschiedliche Art und Weisen ein zwischen denen ich wählen kann, um eine Sache auszudrücken. Und das ärgert mich manchmal etwas. Andererseits: Vor 6 Monaten fiel mir nur eine Art und Weise ein (wenn überhaupt). Dafür sind es heute bestimmt schon drei, manchmal sogar vier. Ich habe schon so oft gedacht: "Mensch, das bringt doch überhaupt nichts. Dein Enfglisch ist noch keinen Deut besser, also vor deiner Abreise." Aber eins lasst euch gesagt sein: "Bullshit" ;) Wer mit dem Traum hergeht, nach 3 Monaten auf Muttersprachniveau hochgestuft werden zu können, der kann ja auch nur auf die Schnauze fallen. Trotzdem ist mein Englisch um WELTEN besser, das ist mir kürzlich wie Schuppen von den Augen gefallen.
Am Donnerstag ist mir aber auch aufgefallen, dass die Zeit verdammt knapp wird, für das was alles noch geplant ist. Jedenfalls beruflich. Privat habe ich mich damit abgefunden, dass ich einfach noch ganz viele Urlaube hier in Irland verbringen muss, in denen ich dann noch ein paar Fleckchen kennenlerne. Ich habe einfach keine Urlaubstage mehr und nur ein Wochenende lohnt sich oft einfach nicht. Was soll ich also machen. Immerhin habe ich die 12 Urlaubstage so geschickt aufgeteilt, dass ich daraus fast 4 komplette Wochen  zaubern konnte. Und in dem Zusammenhang wird mir zurückblickend auch klar, warum am Ende vom Monat auch nie sooo viel Geld übrig ist, wie ich das gerne hätte. Klar, Miete, Essen und auch allgemein das Leben hier sind teurer, als daheim. Andererseits: Wann war ich denn das letzte Mal innerhalb von einem halben Jahr 3x in Urlaub? Auch wenns nur innerhalb Irland war, war ich 3x über längere Zeit aus Dublin draußen. Mit Hotel und drum und dran.  Deshalb verkrafte ich auch das mit dem Kontostand. Das nennt man relativen Reichtum ;) Klar, hab ich mir so nichts zur Seite gespart, aber was soll ich auch damit? Dafür hab ich MEIN Irland erleben können.
Am Freitag dann hatten wir unseren Town Hall Talk im Hilton Hotel. Was das ist, Town Hall Talk? Das ist in etwa sowas wie eine Betriebsversammlung. Morgens haben sich die einzelnen Sektoren getrennt voneinander getroffen und hatten ihr eigenes Programm. Ich glaube, unseres war das beste. Das Ziel war, gemeinsam herauszufinden, wie man den Kunden einen Mehrwert verkaufen kann, statt nur ein Produkt. Und außerdem, dass jeder Einzelne des ganzen Sektors weiß, wo in dem kompletten Prozess er steckt und was er dazu beiträgt. Dafür haben unsere Herren Chefs ein Rollenspiel geschrieben und ca. 20 Leute zum Mitspielen "verdonnert". Zwischen den einzelnen Szenen wurde dann analysiert und so als alter Marketingler muss ich sagen: DAS WAR DER HAMMER. Besser hätte man das nicht rüberbringen können!
Nach einem zwar guten, aber nicht umwerfenden Mittagsessen, waren dann alle zusammen. CEO und CFO haben uns etwas über das letzte Geschäftsjahr erzählt (also zahlenmäßig), es gab einen Film über das letzte Jahr, mit allen wichtigen Ereignissen und dem perfekten Funken Humor und ein paar Gastredner, z.B. ein 15-Minuten-Vortrag über Stressreduktionstechniken (einschließlich mitmachen und peinlich durch die Gegend hüpfen). Das war einfach eine gelungene Mischung, denn so wurde einem nie langweilig.
Bevor es dann abends mit dem "netten" Part losging, hatten wir alle nochmals 2 1/2 Stunden zum Frischmachen und ich war wieder einmal suuuper froh über die klasse Lage meiner Wohnung (irgendwas Gutes hat sie halt doch). 
Zurück im Hilton gabs erstmal nen Absacker an der Bar (ein paar Wein). Jaaa, ich war schon vor dem Essen etwas tüdelig. Aber nur etwas, denn so hab ich von dem fantastischen Essen noch genug mitbekommen. Nach dem Essen gabs dann nochmal eine Rede vom CEO, danach irgend so nen Kasper, der uns dazu gebracht hat, wie die Affen durch den Raum zu hüpfen, und, was ich besonders toll fand: Den Auftritt einer Rockband. Bestehend nur aus Mitarbeitern und unglaublich klasse. Bei der Gelegenheit habe ich übrigens auch Punkt 9 meiner 30 vor 30 Liste abgehakt. Es war zwar kein offizieller Luftgitarren-Kontest, aber das macht für mich keinen Unterschied, denn es hat in mir drin genau das bewirkt, was es bewirken sollte. Und wenn wir gerade nicht auf der Tanzfläche waren, habe ich die interessantesten Gespräche führen können. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wo die schon alles waren: In Karlsruhe, Freiburg, Mannheim, Heidelberg, sogar Wolfach.
Als um 12 Uhr dann die Schotten dicht gemacht wurden (wegen der spießigen, reichen Hotelgäste), ging es weiter in einen nahegelegenen Club. Wieder einmal unglaublich, wie gut 18- bis 60-Jährige miteinander feiern können. Ich weiß nicht genau, wann ich daheim war, aber es wurde schon wieder hell. 
So fantastisch, so toll, so grandios, dass ich wieder einmal beschlossen habe: Ich komm nicht mehr zurück. Ich bleib hier!! Aber wer will, kann ja zu mir kommen ;) Ich such mir dann sowieso eine neue WG, also bewerbt euch gerne schonmal als zukünftige Mitbewohner!

Bis dann,

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